Zahlpatenspende an Plauener Verein MOVE überreicht

12.02.2012 |

Am 4. Februar überreichten Mitglieder des Zahlpatenschaft e.V. eine Sammelspende an die "Kontaktstelle gegen Rechts - Move" in Plauen. Die Mitarbeiter_innen von Move - was als Abkürzung für "Menschen ohne Vorurteile erreichen" steht - engagieren sich im im sächsischen Vogtland gegen Neonazismus und Diskriminierung. Zur Unterstützung ihrer Arbeit konnten wir ihnen 528,00 EUR überweisen - ein Betrag, der aus den 44 neuen Zahlpat_innen des zweiten Halbjahres 2011 erlöst werden konnte.

Im Folgenden dokumentieren wir die Rede, die wir anlässlich der Spendenübergabe an Move gehalten haben.

Spendenübergabe der Zahlpat_innen an Move

Liebe Mitarbeiter_innen der Kontaktstelle gegen Rechts - Move,

wir freuen uns sehr, euch heute unsere Sammelspende aller Zahlpatinnen und Zahlpaten des zweiten Halbjahres 2011 übergeben zu können.

Eine solche Übergabe findet nun das zweite Mal statt. Die Zahl der Zahlpat_innen wächst also stetig. Aber, was soll das Ganze? Und warum machen wir das, fragen sich Viele, die zum ersten Mal von Zahlpatenschaften hören. Auf solch drängende Fragen, wollen wir heute natürlich keine Antwort schuldig bleiben. Blicken wir dazu kurz zurück zu den Ursprüngen:

In einer lauen Septembernacht des Jahres 2009 ereiferten sich ein paar junge Leipziger in abendlicher Runde lautstark über selbsternannte Sprachpfleger_innen der ach so geliebten deutschen Sprache. Solche organisieren sich nämlich zahlreich in Verbänden, die wiederum ihre geballte Organisationskraft interessierten Deutsch-Liebhabern feilbieten – darunter der Verein Deutsche Sprache, der „Sprachkreis Deutsch“ oder der „Verein für Sprachpflege e.V.“.

Diese Sprachpfleger_innen, so wurde in unserer Runde berichtet, hätten nicht nur einen aus wissenschaftlicher Sicht vollkommen absurde Auffassungen von Sprache, sondern transzendieren über Sprache auch gleich ‚deutsche Kultur’ und ‚deutsches Volk’. Mit populären Projekten wie „Wortpatenschaften“ für ordentliche deutsche Begriffe rekrutieren sie auch dann noch tausende Deutsch-Verliebte für ihren Feldzug zur Reinhaltung der deutschen Sprache von fremden Einflüssen.

Welche Motive die „Liebhaber der deutschen Zunge“ antreiben wird in ihren Veröffentlichungen schnell offensichtlich: Übergroße Nationalfahnen zieren ihre Webseiten, Aufkleber verkünden ihre Botschaft „Der Klügere spricht deutsch“ und „freie Fahrt für die Deutsche Sprache“. Diese müsse offensiv vor „Verwahrlosung“ und fremden Einflüssen, insbesondere dem aggressiven Englisch, geschützt werden. Dabei wird eines überdeutlich: Den Protagonist_innen geht es kaum um Sprache. Diese ist nur ein Vehikel für ihren deutsch-nationalen Geltungsdrang.

Abgesehen von dem Bedürfnis der Schaffung und v.a. Bewahrung einer deutschnationalen Identität – Worte verkaufen? Was für eine absurde Idee ist das denn? Wenn man Worte verkaufen kann, dann kann man das doch auch mit Zahlen tun! Und so war die Idee geboren.

Seit Anfang des Jahres 2011 heißt es auf www.zahlpatenschaft.de:

„Eine Zahlpatenschaft bietet Ihnen die einzigartige Möglichkeit, sich schützend für eine Zahl einzusetzen und ihrer tiefen Verbundenheit für eine Zahl Ausdruck zu verleihen! Egal ob Lieblingszahl, Dezimalzahl, Glückszahl oder Primzahl - für 15,15€ erhalten Sie Ihre Patenzahl, objektiviert durch eine persönliche Urkunde und, so Sie wünschen, als Eintrag im öffentlichen Webverzeichnis unserer Zahlpatinnen und Zahlpaten. [...] Jede Zahl wird nur ein Mal vergeben - in Alleinarbeit des weltgrößten Zahlvereins, Zahlpatenschaft e.V.“

Mit unserem Zahlpflegeprojekt wollen wir für die Probleme, die mit solchen oben erwähnten Sprachpflegeprogramme verbunden sind, auf humorvolle Weise sensiblisieren.

Aber was passiert mit dem Geld? Die Erlöse aus den Patenschaftsgebühren behalten wir selbstverständlich nicht für uns. Unserer Grundidee entsprechend lassen wir sie antidiskriminierenden und antirassistischen Projekten zukommen. Der Erlös aus den Patenschaften wird jeweils ein halbes Jahr lang gesammelt und dann an ein vorab festgelegtes Projekt gespendet.

Mit Begeisterung haben wir dazu in unserem ersten Halbjahr das Antidiskriminierungsbüro Sachsen ausgewählt. Im zweiten Halbjahr nun die Vogtländer „Kontaktstelle gegen Rechts – Move“. Eine engagierte Arbeit, wie sie Move leistet, ist in Sachsen, insbesondere in den ländlichen Regionen unverzichtbar. Nicht erst, seit die Öffentlichkeit durch den im letzten Jahr bekannt gewordenen Neonaziterror wieder verstärkt auf Sachsen schaut, engagieren Sie sich. Sondern unabhängig von öffentlichen und medialen Aufmerksamkeitswellen leisten Sie einen nachhaltigen Beitrag zur Stärkung der demokratischen Kultur. Dafür wollen wir Sie gerne mit unserer Sammelspende in Höhe von 528 EUR unterstützen.

Denn auch die Arbeit von Move folgt dem Motto des Zahlpatenschaften e.V.: Zählen tut jedeR und jedeR zählt!

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