Rest in Peace, Dude! Zum 100. Todestag von Konrad Duden

07.08.2011 |

Dieser Tage sind die Zeitungen wieder voll mit Reportagen zu einem der wohl bedeutendsten "Sprachpfleger" des Deutschen überhaupt: Am 1. August 1911, also vor 100 Jahren verstarb Konrad Duden. Sein orthographisches Wörterbuch verzeichnete offizielle Schreibweisen wie auch deren gebräuchliche Varianten und avancierte schnell zum bekanntesten Nachschlagewerk seiner Art. Dass nun aber mittlerweile auch viele Begriffe verzeichnet sind, denen eine nicht-deutsche Herkunft unterstellt wird, ist den nationalchauvististichen SprachpflegerInnen aktuell ein Dorn im Auge.

Der Duden - Zeugnis des Sprachwandels

Bis heute decken zwölf Bände des "Duden" vielfältige Spezialgebiete der Sprache ab. Das Bekannteste - "Die deutsche Rechtschreibung" - ist zuletzt 2009 in der 25. Auflage erschienen. Mit jeder neuen Auflage haben die Macher den permanenten Wandel der Sprache dokumentiert.

Zum nun 100. Todestag von Konrad Duden veröffentlichte der Verlag ein dünnes Wörterbuch, das Aufmerksamkeit verdient - der Titel: "Unsere Wörter des Jahrzehnts: 2000 bis 2010 - Chai Latte, Ego-Googeln und Ich-AG". Entgegen der von selbsternannten SprachpflegerInnen geforderten Konservierung der deutschen Sprache trägt die neue Ausgabe wieder einmal dem Sprachwandel und damit der Dynamik des Deutschen in besonderer Weise Rechnung.

Der Duden - Verräter an der deutschen Sprache?

Darin finden sich selbstverständlich auch jede Menge Begriffe englischen Ursprungs. Statt jedoch diesen vollkommen natürlichen Wandel zu akzeptieren, nutzen nationalistische Sprachpflegeinitiativen den Anlass von Dudens Todestag zu wilden Spekulationen:

Als Ausdruck seiner Angst vor Überfremdung bezweifelt beispielsweise der schweizerische "Sprachkreis Deutsch", dass der heutige Duden noch im Sinne seines Urhebers wäre. Dabei bezieht er sich auf eine zweifelhafte Online-Umfrage der Website ka-news.de. Dort hatten ca. 38% der User angeklickt, dass Duden sich im Grabe umdrehen würde, wenn er den Duden heute sehen könnte. Diese Umfrage kann selbstverständlich in keinerlei statistische Repräsentativität beanspruchen. Dies hält den „Sprachkreis Deutsch“ freilich nicht davon ab, das haltlose Ergebnis in seiner Überschrift folgendermaßen zuzuspitzen: "Englisch gehört nicht in den Duden".

Aber Zahlfreunde brauchen keine Angst zu haben...

Wir sagen: Fürchtet euch nicht, ihr Sprachpfleger! Konrad Dudens Werk steht im Spannungsfeld, den Zustand der Sprache zu einem gewissen Zeitpunkt festzuhalten, ohne ihn jedoch ein für allemal zementieren zu wollen. Dass ihrer Arbeit ein deskriptiver und eben kein rein normativer Anspruch zugrunde liegt, hat die Duden-Redaktion ab dem Moment gezeigt, in dem sie eine zweite überarbeitete Auflage erstellt hat. Also, lasst den Mann in Frieden Ruhen! Rest in Peace Konrad!

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